MEIN HAUS IST DEIN HAUS
Kein Zweifel, das Ding fällt auf: eine große Werbetafel, dreifach beschriftet auf Polnisch, Tschechisch und Deutsch. Gleich hinter dem Grenzübergang Chopinstraße steht sie neuerdings und verkündet: „Mein Haus ist Dein Haus – Willkommen in Zittau.“ „Die Begrüßungsformel geht auf das spanische Sprichwort ,Mi Casa est tu Casa’ zurück“, so Mario Heinke, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft Zittau. Und. „Das Ganze ist ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit.“
Zwei Vereine – „Augen auf Oberlausitz“ und eben die Werbegemeinschaft – haben sich für das Vorhaben zusammengetan und die Tafel in Auftrag gegeben. Mario Heinke: „Neun Monate nach der EU-Osterweiterung möchten beide Vereine allen Kräften, die sich mit fremdenfeindlichen Parolen gegen die EU-Osterweiterung positionieren, eine klare Absage erteilen.“ Alle Besucher aus den Nachbarländern, so der stellvertretende Vorsitzende der Werbegemeinschaft, seien willkommen. Hintergrund: Während der EU-Feierlichkeiten im vergangenen Jahr in der Stadt am Dreiländereck mit großer Politprominenz, wie Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), gab es zumindest Versuche von rechts, die Festlichkeiten zu stören, gegen die Osterweiterung der Union zu protestieren. Noch heute sind entsprechende Berichte auf einschlägigen Internetseiten nachzulesen.
Leisten kann sich Zittau ein derart geprägtes Bild nicht. Die Stadt setzt vielmehr auf den Ausbau der Kontakte gen Osten – sei es mit einer grenzüberschreitenden Anbindung ans tschechische Fernstraßennetz oder mit deutsch-polnischen Schulpartnerschaften. Und: Tschechen und Polen kaufen auch in Zittau ein. Seit 1995 setzt sich die hiesige Werbegemeinschaft daher dafür ein, die Anziehungskraft der Stadt in der Region, aber auch im Ausland zu erhöhen. „Unter Ausschluss von parteipolitischen, konfessionellen und beruflichen Gesichtspunkten“, so Mario Heinke. Rechtsextreme Meinungen in der Oberlausitz haben hingegen den Verein „Augen auf Oberlausitz“ auf den Plan gerufen. Er wurde vor einem Jahr gegründet, ging aus der Initiative „Augen auf – Zivilcourage zeigen!“ hervor.
Zwei recht unterschiedliche Vereine also, die sich für die Werbetafel am Grenzübergang zusammenrauften, die den Zittauer Nachbarn das Gefühl geben möchten, willkommen zu sein.
Artikel von Matthias Klaus, Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Zittau vom 22.01.2005