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Seinen Blick auf etwas richten.
Betrachten, unterscheiden, entdecken.
Schauen Sie mal.
Jemandem sein Gehör schenken.
Lauschen, aufhorchen, zuhören.
Hören Sie doch.
Das Höchste der Gefühle.
Spüren, anfassen, empfinden, berühren.
Greifen Sie zu.
Etwas mit dem Geruchsinn aufnehmen.
Einatmen, schnüffeln, erfahren.
Schnuppern Sie rein.
 

 

2008

 
 
 
Weihnachtskultur(en) letztes Jahr (´08) war der Auftakt für diese Reihe, hier noch mal der alte Flyer:
 

ZUG DER ERINNERUNG - ZWISCHENSTOPP IN DER OBERLAUSITZ

Seit November 2007 fährt der „Zug der Erinnerung“ mit seiner Ausstellung durch die Bundesrepublik. So wie damals die sogenannten "Sonderreisezüge" mit den vielen tausend Menschen in den Tod rollten, so rollt der Zug nun wieder zum Gedenken und hält an vielen Bahnhöfen der Deportationsstrecken, die in der Zeit zwischen 1940 - 1945 zu den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten führten. Die Stationen in Dresden, Bautzen und Görlitz sind die letzten Stationen, bevor der Zug mit den vielfältigen Ergebnissen der regionalen Spurensuche nach Auschwitz/Oswiêcim weiterfährt.

Ziel der Ausstellung und der regionalen Spurensuche ist es, anhand der Biographien deportierter Kinder und Jugendlicher, vorallem der heutigen jungen Generation diese Schicksale nahe zu bringen. Dabei soll bereits Bekanntes zusammengetragen sowie verdeckte Spuren aufgedeckt werden. Diese Auseinandersetzung mit der Geschichte muss immer wieder, von jeder Generation neu, geführt werden, um einen Beitrag gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Antisemitismus in einer demokratischen Gesellschaft
zu leisten. Diese Ausstellung und die Spurensuche können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
 
Der Besuch der Ausstellung ist jedem empfohlen. Auch wer denkt, bereits alles zu diesem Thema zu wissen wird hier sicher noch einiges an bisher Unbekanntem erfahren.

Hier nur ein kleines Beispiel:
Wußtest du, dass die kranken Nazis sich von den deportierten Juden die Fahrt in die Vernichtung oft sogar bezahlen ließen?
Die Juden mussten zwar für die Fahrt ins Gas selbst bezahlen, doch wenn das nicht möglich war, wie etwa bei den Massendeportationen aus Warschau, musste ein anderer für die Kosten aufkommen. Man einigte sich darauf, dass die Kosten zu übernehmen habe, wer die Züge bestellte. Zugrundegelegt wurde der Beförderungstarif für die dritte Wagenklasse. Gestellt wurden aber Güterwaggons, und zwar nach Möglichkeit alte, vergammelte. Für Juden war das gut genug. So mussten für jeden Deportierten pro Schienenkilometer vier Pfennige bezahlt werden. Kinder unter zehn Jahren kosteten die Hälfte und Kleinkinder unter 4 Jahren fuhren kostenlos. Damit war der Transport in die Todeslager mehr als doppelt so teuer wie die Beförderung von Soldaten. Für sie berechnete die Reichsbahn 1,5 Pfennige je Kilometer.
 
An den Vorbereitungen der Fahrt des "Zuges der Erinnerung" durch insgesamt 7 Bundesländer waren viele Bürgerinnen und Bürger beteiligt, die mit dem ungewöhnlichen Gedenken ein Zeichen gegen Rassenhass, Rechtsextremismus und nationalen Größenwahn setzen wollen.

Hier noch die Stationen in Sachsen:

Dresden 28.04. - 30.04.2008
Bautzen 02.05. - 03.05.2008
Görlitz 04.05. - 05.05.2008

 

Weitere interessante Informationen zum Thema:

www.zug-der-erinnerung.eu

www.kz-zuege.de

www.spuren-suchen.de

 
 
 
Veranstaltungen für Dresden
Datum Veranstaltung Örtlichkeit
28.04.08 - 09.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung durch Dr. Nora Goldenbogen
(Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden)
Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 09.15 Uhr Synagogenchor Dresden
unter der Leitung von Ursula Philipp-Drescher
Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 09.25 Uhr GEDENKEN von Dr. Eva-Maria Stange
(Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst)
Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 09.40 Uhr Synagogenchor Dresden Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 09.50 Uhr Gedanken zum Europäischen Projekt,
Rüdiger Minow, Verein „Zug der Erinnerung“
Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 10.00 Uhr Spurensuche in Dresden,
ein(e) SchülerIn und ein(e) TeamerIn erzählen
Hauptbahnhof Dresden
28.04.08 - 10.15 Uhr Ausstellungsbesichtigung
- Präsentation der Spurensuche durch eine Klasse
Hauptbahnhof Dresden
29.04.08 - 09.00 Uhr "Die Erinnerung lebendig halten" - Martin Dulig, Fraktionsvorsitzender der SPD im Sächsischen Landtag
- Präsentation der „Spurensuche“ durch eine Klasse
- Ausstellungsbesichtigung
Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 09.00 Uhr Ausstellungseröffnung durch Rüdiger Minow,
gemeinsame Besichtigung des Zuges mit Landesbischof
Jochen Bohl (Evang.- Luth. Landeskirche Sachsen)
und Hanjo Lucassen (Vorsitzender DGB Bezirk Sachsen)
Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 09.30 Uhr Begrüßung durch Ralf Hron (DGB Regionsvorsitzender) Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 09.35 Uhr Musikstück - Duo der Jüdischen Gemeinde zu Dresden,
Sergey Trembitskiy und Gennadiy Nepomnyashchiy
Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 09.40 Uhr ANDENKEN von Hanjo Lucassen Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 09.50 Uhr Musikstück
Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 10.00 Uhr Gesellschaft f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hauptbahnhof Dresden
30.04.08 - 10.10 Uhr Ausstellungsbesichtigung
- Präsentation der „Spurensuche“ durch eine Klasse
Hauptbahnhof Dresden
  An jedem Tag finden weitere Präsentationen von Dresdner Schülerinnen und Schülern statt, deren genaue Zeit bitte dem Plan vor Ort entnommen werden.  
 
Veranstaltungen für Bautzen und Umgebung
Datum Veranstaltung Örtlichkeit
18.04.08 - 15.00 Uhr „Stilles Gedenken“ an die Evakuierung des KZ-Außenlagers und an die Todesmärsche vor 63 Jahren Kamenz
Hoyerswerdaer Straße
21.04.08 - 19.30 Uhr Film: „Zug des Lebens“ FSK: 6, F/B, 1998
Regie: R. Mihaileanu
- anschließend Informationen zum Projekt „Zug der Erinnerung“ Referenten: Dr. P.-P. Straube, G. Erbrich
Schmochtitz
Bischof-Benno-Haus
23.04.08 - 19.00 Uhr Film: „Zug des Lebens“ FSK: 6, F/B, 1998
Regie: R. Mihaileanu
In einem rumänischen Dorf will die jüdische Bevölkerung der drohenden Deportation entgehen. Sie organisieren einen Eisenbahnzug und spielen eine Deportation vor. Zu diesem Zweck steckt sich eine Gruppe in deutsche Uniformen, während die anderen die Opfer spielen.
Bischofswerda - „Kino im Kontor“ Kirchstr. 22
23.04.08 - 19.30 Uhr Film: „Kurt Gerstein - Der Christ, das Gas und der Tod“ FSK: 14, D 2007, Regie: C. Bredenbrock
Dieser Film zeigt ein Porträt über einen gläubigen Christen, der freiwillig in die SS eintritt. Gleichsam ist er ein Gegner des Nazi-Regimes, der versucht, ausländische Beobachter und Kirchenvertreter aufzuklären und Aktionen zu sabotieren.
Kirschau - Ev. Kirche
Bautzner Str. 17
24.04.08 - 19.00 Uhr Gespräch mit der Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugin
Henriette Kretz
Sie wurde 1934 in Polen geboren und lebt jetzt in Antwerpen/ Belgien. Ihre Familie jüdischen Ursprungs lebte bereits seit 300 Jahren in Polen und dachte nie, dass ihre Herkunft einmal ihr Leben bedrohen würde. Die Geschichte und Erfahrungen einer Überlebenden. Organisator/AP: Augen auf e.V. Oberlausitz
Zittau - Hillersche Villa
Klienebergerplatz 1

02.05.08 - 09.00 Uhr Eröffnungsveranstaltung „Zug der Erinnerung“ in Ostsachsen anschließend gemeinsamer Besuch der Ausstellung im Bahnhof Bautzen
- gesonderte Einladung
Bautzen - Landratsamt Bahnhofstr. 9
02.05. - 23.05.08 Ausstellung
Präsentiert werden ausgewählte Projekte des „Lokalen Aktionsplanes für Vielfalt, Demokratie und Toleranz“ im Landkreis Bautzen mit dem Hintergrund, darzustellen, wie mit der Thematik Rechtsextremismus hier und heute umgegangen wird.
Bautzen - Landratsamt Bahnhofstr. 9
02.05.08 14.00 Uhr - Begrüßungsrunde und Kaffeetrinken
16.00 Uhr - gemeinsamer Besuch „Zug der Erinnerung“
- anschließend Film und Gesprächsrunde
Bautzen - „TiK“
Töpferstraße 23 a
02.05.08 - 22.00 Uhr Gebetsnacht
anschl. Übernachtung im TiK möglich
Ansprechpartner: Ullrich Gast · Tel: 03591-480871
Bautzen Maria-und-Martha-Kirche A.-Bebel-Platz 23
03.05.08 - 10.00 Uhr 2-tägige Fahrradtour auf dem ökumenischen Pilgerweg nach Görlitz und zurück mit historischer Spurensuche Anmeldeschluss für die Fahrradtour: 19.04.2008
Ansprechpartner: Ullrich Gast · Tel: 03591-480871
Bautzen - „TiK“
Töpferstraße 23 a
09.05.08 - 20.00 Uhr Spurensuche zur Rolle der Katholischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus Schirgiswalde Elisabethsaal -Kirchberg 4
13.10.08 - 19.00 Uhr „Denken ohne Geländer – Die Jüdin Hannah Arendt“
Referent: Prof. Dr. S. Foelz
Schmochtitz Bischof-Benno-Haus
09.11.08 - 10.00 Uhr Gedenken an die jüdische Familie Schönwald
Setzen von „Stolpersteinen“
Großröhrsdorf Bischofswerdaer Str. 16
10.11.08 - 09.01.09 Sonderausstellung „In Bautzen zu Hause - Leben und Schicksal Bautzner Juden von 1871 - 1945“
Bautzen - Stadtbibliothek Schloßstr. 12
15.12.08 - 19.30 Uhr Lesung: „Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem vergangenen Jahrhundert“
Referenten: Prof. Dr. S. Foelz, Dr. P.-P. Straube, Dr. M. Ulrich
Schmochtitz Bischof-Benno-Haus
 
Veranstaltungen für Görlitz
Datum Veranstaltung Örtlichkeit
15.04.08 - 19.30 Uhr Vortragsveranstaltung mit Niels Seidel
„Das KZ-Außenlager Biesnitzer Grund in Görlitz“
Görlitz - Stadtbibliothek Jochmannstr. 2-3
23.04.08 - 17.00 Uhr Antifaschistischer Stadtrundgang
Historische und aktuelle Spurensuche
Treffpunkt: Haus und Hof e.V. -Adresse rechts
Görlitz
Hospitalstraße 30
28./29.04.08 - jeweils 16.30 Uhr Film: „Korczak“ FSK: 12, Pl/D/F/GB, 1990, Regie: A. Wajda Der Film schildert die letzten Wochen des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Schriftstellers und Pädagogen Janusz Korczak und der Kinder seines jüdischen Waisenhauses im Warschauer Ghetto. Korczak starb gemeinsam mit den Kindern 1942 im KZ Treblinka. Hinweis: Sondervorstellungen für Gruppen ab 15 Pers. möglich Ansprechpartnerin: Frau Heine, Tel. 03581-667110 Görlitz - Offkino "Klappe die Zweite"
Nonnenstr. 18/19
Ecke Klosterplatz
02.05.08 - 18.30 Uhr Eröffnung der Begleitausstellung
„Biografien ehemaliger jüdischer Schülerinnen unserer Schule“
Görlitz - Bahnhof
KulTourPunkt - Gleis 1
02.05.08 - 19.00 Uhr „Unvergessen in die Zukunft“ Zeitzeugengespräch mit Stanislaw Hantz und Jugendlichen des CVJM, die Auschwitz besucht haben Moderation: Dr. Hans-Wilhelm Pietz (Regionalbischof) Görlitz - Bahnhof
KulTourPunkt
04.05.08 - 11.00-15.00 Uhr
05.05.08 - 13.00-15.00 Uhr
Sonderöffnungszeiten der Synagoge Görlitz - Synagoge
Otto-Müller-Straße 3
04.05.08 - 09.00-19.00 Uhr
05.05.08 - 09.00-16.00 Uhr
Dokumentarfilm: „Janusz Korczak - Pädagoge, Schriftsteller, Arzt“ FSK: 14, D´87, Regie: D. Reifarth (Dauer: 15 min)
Der Film ist ein Zeitzeugenbericht mit ausgewählten biographischen Daten und Bildern. Gleichzeitig werden die Erziehungsmethoden Janusz Korczaks denen der Nationalsozialisten gegenübergestellt. Zeitgleich ist eine Dokumentation des Projektes „Zivilcourage“ zu sehen.
Görlitz - Bahnhof
KulTourPunkt - Gleis 1
04.05.08 - 18.00 Uhr Michael Guggenheimer liest aus seinen Werken.
Der Schweizer Autor ist Publizist und Fotograf. Er hat seine Kindheit und Jugend in Tel Aviv und Amsterdam verbracht. Mütterlicherseits ist er eng mit Görlitz verbunden, was bspw. in seinem Werk „Görlitz. Schicht um Schicht“ zum Ausdruck kommt.
Görlitz - Bahnhof
KulTourPunkt - Gleis 1
05.05.08 - 18.00 Uhr „Abend der Begegnung“ - Veranstaltung für alle Beteiligten des „Zug der Erinnerung“ - Kapelle „Tamtam“ (Klezmer & mehr)
- gesonderte Einladung
Görlitz - Bahnhof
Gleis 1
auf Anfrage Führungen durch das ehemalige Kriegsgefangenenlager
und das dazu gehörige Museum
auf Anfrage bei Dr. A. Goetze · Tel: 03581-661269 www.messiaen.themusicpoint.net
Zgorzelec
Stalag VIIIa
 

...Organisatoren und Unterstützer


Organisatoren und Ansprechpartner:

DGB Region Ostsachsen · Bernhard Sonntag
Dr.-Maria-Grollmuß-Str. 1 · 02625 Bautzen · Tel: 03591-42042
www.dgb-ostsachsen.de · email: ostsachsen@dgb.de

KEBS - Katholische Erwachsenenbildung Sachsen
Guido Erbrich · Bischof-Benno-Haus
Schmochtitz 1 · 02625 Bautzen · Tel: 035935-220
www.benno-haus.de · email: info@benno-haus.de


Unterstützer aus der Region sind:

Guido Erbrich · Kath. Erwachsenenbildung Sachsen,
Michael Harig · Landrat Landkreis Bautzen,
Christian Schramm · Oberbürgermeister von Bautzen,
Dr. Nora Goldenbogen · Jüdische Gemeinde zu Dresden,
Dr. Hans-Wilhelm Pietz · Ev.-Luth. Regionalbischof Görlitz,
Bischof Dr. Konrad Zdarsa · Kath. Kirche Bistum Görlitz,
Reinhard Pappai · Superintendent Bautzen,
Dekan Clemens Rehor · Dekanat Bautzen,
Lutz Hillmann · Theaterintendant Bautzen,
Hans-Bernd Deutschmann · Sächsische Bildungsagentur Bautzen,
Dr. Peter-Paul Straube · Bischof-Benno-Haus Schmochtitz,
Dr. Michael Schlitt · Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal,
Bernd Bloß · Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Görlitz e.V.,
Benedikt Dyrlich · Vorsitzender des Sorbischen Künstlerbundes e.V.,
Netzwerk für Demokratie und Courage · Kulturbüro Sachsen e.V.,
trägerverBUNT im Landkreis Bautzen

sowie weitere Persönlichkeiten aus Parteien, Gewerkschaften, Verbänden, Vereinen
und Initiativen in Ostsachsen.


All denen gebührt ein GROSSES Dankeschön!!!!!!!!!!
 
 


Im Stundentakt: Bahn erhebt Preise für das Gedenken an NS-Opfer

Trotz zahlreicher Proteste belegt die Deutsche Bahn AG den „Zug der Erinnerung“ erneut mit hohen Gebühren. Der Zug fährt mit einer Ausstellung über die „Reichsbahn“- Deportationen zur Gedenkstätte Auschwitz und hat bisher an 27 Bahnhöfen gehalten. Für die Aufenthalte, bei denen der deportierten Kinder und Jugendlichen gedacht wird, legt die Bahn AG jetzt Rechnungen vor. Darin wird jede Minute des Gedenkens an die NS-Opfer in Listen erfaßt. Die Bepreisung erfolgt stundenweise. Je nach Bedeutung des Bahnsteigs, auf dem der „Zug der Erinnerung“ Lebenszeugnisse der Deportierten sammelt, kostet das Gedenken mal 225 Euro, mal 450 Euro pro Tag. Auf kleineren Bahnsteigen gewährt die Bahn AG einen Preisnachlaß, auf größeren Umschlagplätzen der früheren Massendeportationen muß mehr gezahlt werden (Anlagen). Insgesamt handelt es sich um Beträge von mehreren zehntausend Euro.

Weitere Summen in fünfstelliger Höhe will die Bahn AG für die Nutzung des Schienennetzes auf dem Weg zur Gedenkstätte Auschwitz einziehen: im Durchschnitt 3,50 Euro pro Kilometer. Da der „Zug der Erinnerung“ über 6.000 Kilometer zurück legt, ist mit etwa 25 Tausend Euro zu rechnen. Der absehbare Gesamtbetrag, den die DB AG für die Erinnerungsarbeit deutscher Bürgerinitiativen fordert, steigt inzwischen auf über 70 Tausend Euro.

Die Initiativen finanzieren den „Zug der Erinnerung“ durch Spenden. Insgesamt 85.000 Besucher haben bisher dazu beigetragen.

Gegen das Verhalten der Bahn AG haben die Ministerpräsidenten von Thüringen, des Saarlandes und von Sachsen öffentlich Stellung bezogen. Auch Landtagsabgeordnete sämtlicher demokratischer Parteien, Regionspräsidenten und Oberbürgermeister haben der Bahn AG geraten, ihre Rechnungslegung für das Gedenken an die NS-Opfer aufzugeben. Diese Aufforderungen zeigen bisher keine erkennbare Wirkung. Der Bahnvorstand lehnt es weiter ab, dem „Zug der Erinnerung“ die Kosten zu erlassen. Entsprechende Bitten hat das Vorstandsbüro von Bahnchef Mehdorn schriftlich zurückgeweisen.

Pressemitteilung Nr. 03-08 vom zug-der-erinnerung.eu
 

Weißwasseraner besuchen «Zug der Erinnerung» in Görlitz

Weißwasser/Görlitz. Vertreter der Arbeitsgruppe «Weißwasser gegen Rassismus» werden am 5. Mai den «Zug der Erinnerung» besuchen, wenn er in Görlitz Station macht. Darüber informierte Karl-Heinz Melcher, Fachbereichsleiter Bildung und Soziales, der Stadt Weißwasser und als solcher ihr Vertreter in der Arbeitsgruppe. Er empfahl gleichzeitig auch allen anderen an ihrer Geschichte interessierten Weißwasseranern den Besuch dieser Ausstellung, die, in Eisenbahn-Waggons eingerichtet, nur für zwei Tage (am 4. und 5. Mai) auf dem Görlitzer Bahnhof zu sehen sein wird.
Görlitz ist zugleich letzter deutscher Ausstellungsort auf der Reise des Zuges, der mit zahlreichen Foto- und Textdokumenten an das Schicksal der deportieren jüdischen Bevölkerung erinnert, die von den Nationalsozialisten in einen grausamen Tod geschickt wurden – nach einem eiskalten System, das sich auch der Logistik der Deutschen Reichsbahn bediente.

Von Görlitz aus soll der Museumszug am 5. Mai auf seine letzte Fahrt gehen. Sein Ziel ist das Staatliche Museum Auschwitz (Oswiecim) in Polen, wo der Zug am 7. Mai ankommen wird. Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, werden mitreisende Jugendliche aus ganz Deutschland in der Gedenkstätte Erinnerungen an die Deportierten niederlegen. Das sind Lebenszeugnisse, die an etwa 60 Bahnhöfen in Deutschland gesammelt wurden.

Am 6. Mai ist ein Besuchsprogramm in der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec geplant, am 7. Mai bricht der «Zug der Erinnerung» nach Wroclaw (Breslau) auf. Dort wird er von Schülern der Stadt begrüßt werden. Nach diesem Zwischenstopp endet die Fahrt am selben Abend auf dem Bahnhof von Auschwitz, wo das größte Vernichtungslager der nazideutschen Todesmaschinerie stand.
Um die Mitreise von Jugendlichen zu ermöglichen, die vom «Zug der Erinnerung» bisher nicht erreicht wurden, haben die Initiatoren eine begrenzte Platzzahl reserviert, heißt es auf der Internetseite www.zug-der-erinnerung.eu. Bewerbungen müssen in den kommenden Tagen eintreffen (info@ibb-d.de oder info@zugde.eu). Teilbefreiungen vom Fahrpreis sind in Einzelfällen möglich. Dass die Fahrtkosten reduziert werden können, verdankt der Zug dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ). Beide Organisationen beteiligen sich an der Finanzierung der letzten Etappe. Wartelisten für Interessenten aus dem nicht-schulischen Bereich sind jetzt offen.

Der Zug der Erinnerung besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Deportationsgeschehen in Deutschland: die Zustellung der Deportationsbescheide, das Herrichten und Verlassen der Wohnungen, der Weg zu den Sammellagern und von dort am helllichten Tag durch die Dörfer und Städte zu den wartenden Zügen.
In einem eigenen Ausstellungsbereich werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionebenen vorgestellt: Vom Reichsverkehrsministerium über die SS bis hin zu den Logistikplanern der Reichsbahn, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten. Mehrere dieser Spezialisten setzten ihre Bahnkarrieren in der Nachkriegszeit fort. Der Zug der Erinnerung hält auch eine Rechercheneinheit bereit: Computer und Handbibliothek laden zur Spurensuche ein. Hier besteht die Möglichkeit, über die Ausstellung zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. (thr/pm)

Lausitzer Rundschau 24/04/08
 

Endstation Massenmord
Von Oliver Reinhard

Der „Zug der Erinnerung“ macht in Sachsen Station. Er dokumentiert die NS-Deportationen rassisch Verfolgter durch die Deutsche Reichsbahn.

Manchmal schenkt die Geschichte in ihren tödlichsten Momenten Leben. Wie am 13. und 14. Februar 1945, als alliierte Bomben in Dresden Zehntausende auslöschten. So bitter es klingt: Heinz-Joachim Aris verdankt dieser Katastrophe, dass es ihn überhaupt noch gibt. Der damals Elfjährige sollte mit seiner Familie in ein Vernichtungslager deportiert werden. „Doch der Zug der Reichsbahn Richtung Osten konnte die Stadt am 16. Februar nicht verlassen; die Bomben hatten auch die Gleise zerstört“, sagt Aris, der heute Vorsitzender im Sächsischen Landesverband der Jüdischen Gemeinden Deutschlands ist.

Er hatte Glück. Anders als die Zwillinge Heinz und Sonja Zymt, Anna Chama Goldberg, Josef König und weitere 200 jüdische Kinder aus Dresden. Sie gehörten zu den mehreren Zehntausend jungen „rassefremden“ Menschen, die zwischen 1940 und 1945 im Verlauf des nationalsozialistischen Völkermords an Juden, Sinti und Roma aus ganz Europa von der Reichsbahn in den Tod verfrachtet wurden. Nun sind einige von ihnen noch einmal auf deutschen Schienen unterwegs. Als Foto, als Schicksal, als Erinnerung, als Teil der Ausstellung im „Zug der Erinnerung, der seit einigen Monaten durchs Land fährt. Gestern traf er im Dresdner Hauptbahnhof ein.

Keine Hilfe von der Bahn
Gut hundert Menschen waren gekommen, um die Eröffnung der Ausstellung am Gleis 6 am Südende der Tiefebene mitzuerleben. Darunter Vertreter der Stadt, des Landes. Sie mussten große Ohren machen. Lautsprecher scheppern, Turbinen summen, Bremsen pfeifen. Die Menge hörte durch den Lärm zu: Heinz-Joachim Aris, der seiner großen Freude darüber Ausdruck verlieh, dass so viele gekommen waren. Der Kunst- und Wissenschaftsministerin Eva Maria Stange, die sich sehr zufrieden zeigte über diesen „Ausdruck einer öffentlichen Erinnerungskultur, die nicht von einer staatlichen Institution getragen wird“: Der „Zug der Erinnerung“ ist ein gemeinnütziger Verein aus mehreren Bürgerinitiativen. Die Menge applaudiert dessen Sprecher Hans-Rüdiger Minow, der die ganze Aktion mit ins Leben gerufen hat. Und sie lauscht dem Synagogenchor mit seinem Lied „Herr, was ist der Mensch?“ und den Worten „Denn ich weiß, dass der Tod zu mir zurückkehrt, zu jeder Zeit, und in jedem Lebewesen“.

Der Weg von der Idee zum Zug war lang und nicht leicht. Probleme machte und macht vor allem die Deutsche Bahn AG und damit die Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn. Für Vorstandschef Hartmut Mehdorn sind deutsche Bahnhöfe kein geeigneter Ort für eine Holocaust-Ausstellung, die die Mittäterschaft der Reichsbahn thematisiert. Der Bundesverkehrsminister ist da zwar anderer Ansicht, doch Mehdorn zeigte sich vom Streit mit Wolfgang Tiefensee unbeeindruckt und blieb hart. Von der Bahn kam keine Hilfe, weder logistisch noch finanziell. In ihrem gläsernen Prunkpalast, dem Berliner Hauptbahnhof, durfte das rollende Museum nicht einmal halten.

Hans-Rüdiger Minow und die Initiative „Zug der Erinnerung“ konnte das nicht bremsen. Sie konzipierten eine eigene Ausstellung, trieben die nötigen Geldmittel durch Spenden ein, buchten wie ein privater Zugbetreiber bei der „DB-Netz“ Gleise für eine Reise quer durch Deutschland mit Endstation Auschwitz und machten Dampf im Kessel. Fast 50 Städte haben sie bereits angelaufen, schon 220000 Menschen sind zugestiegen in die drei Personenwaggons aus den Sechzigern, gezogen von einer Dampflok Baujahr 1921, gestellt von einem privaten Eisenbahnclub aus Ulm.

„Die Zusammenarbeit mit den Landesbehörden läuft außerordentlich gut“, sagt Minow, „gerade in Sachsen. Der Zug kostet am Tag 4000 Euro, der Freistaat hat viele Kosten übernommen. Außerdem ist Dresden eine der letzten Stationen, und durch die lange Vorbereitungszeit sind die Recherchen vor Ort im Resultat ganz hervorragend geworden.“ Das Lob geht vor allem an Schüler. In zwei Waggons schildert die Ausstellung anhand von Opfer- und Täterbiografien die Geschichte der Kinder-Deportationen: die Zustellung der Bescheide, das Herrichten und Verlassen der Wohnungen, der Weg zu den Sammellagern und von dort durch die Dörfer und Städte zu den wartenden Zügen in den Tod. Der dritte Waggon präsentiert die Ergebnisse der Forschungen an Schulen jener Orte, an denen der Zug Station macht. Und damit Schicksale von Dresdner Kindern wie Heinz und Sonja Zymt, Anna Chama Goldberg, Josef König, wie die Schwestern Mirjam, Irma und Sonja Sonnenschein.

Sie alle hat man in die Vernichtung geschickt. Als die Fotos aufgenommen wurden, ahnten sie von alledem noch nichts. Man sieht sie lachen, mit Gesichtern, in denen sich niemals die Geschichten eines langen Lebens haben einschreiben können. Es gibt keine Bilder, die die Unmenschlichkeit der nationalsozialistischen Politik schrecklicher vor Augen führen, ohne dass man deren Folgen selber sieht. „Ich glaube, es war wichtig, dass wir uns nicht nur mit Büchern, sondern mit den Schicksalen der Kinder beschäftigt haben“, sagt Sara Taborek. Die 17-Jährige gehört zu einem Geschichts-Leistungskurs an Dresdens Dreiköniggymnasium. „Denn wenn man die Geschichte über die Menschen erfährt, über die Familien, dann geht einem das viel näher. Man ist einfach motivierter, sich damit intensiver zu beschäftigen.“ Trotzdem hat sie auf ein größeres Interesse ihrer Mitschüler gehofft: „Von unserem Kurs hat nicht einmal die Hälfte mitgemacht. Vielleicht wollten einige lieber wegsehen.“

In das Thema hineingestürzt
Gerade deshalb ist Tobias Weidlich stolz auf jene „seiner“ Schüler, die dabei waren. Der Geschichtsstudent an der TU Dresden hat sie während eines Praktikums angeregt, beim „Zug der Erinnerung“ mitzuwirken. „Wir haben mehrere Arbeitsgruppen gebildet und sind in die Archive gegangen“, sagt er. „Viele haben sich regelrecht in das Thema hineingestürzt. Auch wenn sie zunächst etwas enttäuscht darüber waren, dass heute kaum noch Informationen vorhanden sind – die Bomben haben 1945 das meiste Material vernichtet.“ Dennoch konnten die Schüler einige Biografien zumindest in Ansätzen rekonstruieren. Und wenigstens die Erinnerung an die von ihren Landsleuten ermordeten Kinder aus Dresden wieder zum Leben erwecken.

So lässt sich der „Zug der Erinnerung“ auch begreifen: Als Beispiel dafür, wie sich zahllose Menschen freiwillig zu einer historischen Verantwortung bekennen, indem sie das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachhalten. Mit oder ohne Hilfe der Institution, über deren Gleise auch die jüdischen Kinder in die Vernichtung transportiert wurden, organisiert von Zehntausenden, die mehrheitlich wussten, was sie taten.

Immerhin toleriert die Bahn AG den „Zug der Erinnerung“. Und immerhin springt für sie etwas dabei heraus: 3,50Euro für jeden Bahnkilometer, fünf für jede Parkstunde, 450 für jeden Ausstellungstag.

Sächsische Zeitung 29/04/08
 

„Zug der Erinnerung“ erreicht Bautzen

Dresden - Nach viertägigem Aufenthalt in Dresden ist der „Zug der Erinnerung“ am Freitag in Bautzen angekommen. Die Ausstellung zum Gedenken an die Deportation jüdischer Kinder und Jugendlicher während der Nazi-Herrschaft wird zwei Tage lang in der Spreestadt gezeigt. Nach Angaben der Veranstalter sahen seit dem Start im November 2007 rund 217000 Besucher die mobile Schau auf 60 Bahnhöfen in ganz Deutschland. Nach einem weiteren Stopp in Görlitz rollt der Zug mit etwa 70 Jugendlichen am 6. Mai über die deutsch- polnische Grenze. Am Tag darauf kommt die historische Dampflok mit mehreren Waggons in der Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim) an.

Die rollende Ausstellung erinnert anhand einzelner Schicksale an Kinder und Jugendliche, die zwischen 1940 bis 1945 in Vernichtungslager verschleppt und ermordet wurden. In Dresden blieb der Zug einen Tag länger stehen, weil der Andrang der Besucher so groß war. Allein in Leipzig kamen 7000 Menschen. Erste Station war der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main. Am Ende der Fahrt wird der Zug rund 10000 Schienenkilometer zurückgelegt haben. Auf seiner Rückreise macht er am 14. und 15. auch in Chemnitz halt. Der Stopp kam zusätzlich ins Programm.

„Der “Zug der Erinnerung“ ruf uns ins Bewusstsein, welche Verantwortung jeder Einzelne im Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit trägt“, sagte SPD-Chef und Wirtschaftsminister Thomas Jurk nach dem Besuch der Dokumentation in Bautzen. Jeder könne in seinem Umfeld etwas zu tun, um ein deutliches Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Fremdenfeindliche Übergriffe wie jüngst der Brandanschlag auf polnische Erntehelfer bei Querfurt fänden mitten in der Gesellschaft statt und würden eine geschlossene Reaktion erfordern. „Wer wegsieht und -hört macht sich mitschuldig“, erklärte Jurk in einer Mitteilung.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass sich rechtsextreme Strukturen in Sachsen weiter festigen und jungen Menschen von fremdenfeindlichem Gedankengut vereinnahmt werden“, fügte SPD-Fraktionschef Martin Dulig hinzu. Er erwähnte zugleich das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“. Seit 2005 seien mehr als 350 Projekte mit knapp sechs Millionen Euro Fördermitteln unterstützt worden. (dpa)

sz-online.de 02/05/08
 

9500 Besucher beim "Zug der Erinnerung" in Dresden

Dresden (ddp-lsc). Etwa 9500 Menschen haben den "Zug der Erinnerung" in Dresden besucht. Während des viertägigen Aufenthaltes der rollenden Ausstellung im Hauptbahnhof hätten die Besucher wegen des großen Andrangs teilweise Wartezeiten von bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen müssen, teilte der DGB Dresden am Freitag mit. Der Ausstellungszug sei von mehr als 50 Dresdner Schulklassen besucht worden.

Der "Zug der Erinnerung" ist nach Angaben der Veranstalter ein Projekt von Bürgerinitiativen, das von Gewerkschaftsverbänden, Stiftungen und Gedenkstätten unterstützt wird. Stationen der bundesweiten Ausstellung sind die Heimatorte von Kindern und Jugendlichen, die zwischen 1940 und 1944 deportiert wurden.

freiepresse.de 02/05/08
 

„Zug der Erinnerung“ erreicht Bautzen

Dresden. Nach viertägigem Aufenthalt in Dresden ist der „Zug der Erinnerung“ gestern in Bautzen angekommen. Die Ausstellung zum Gedenken an die Deportation jüdischer Kinder und Jugendlicher während der Nazi-Herrschaft wird zwei Tage lang in der Spreestadt gezeigt.

Nach Angaben der Veranstalter sahen seit dem Start im November 2007 rund 217 000 Besucher die mobile Schau auf 60 Bahnhöfen in ganz Deutschland. Nach einem weiteren Stopp in Görlitz rollt der Zug mit etwa 70 Jugendlichen am 6. Mai über die deutsch-polnische Grenze. Am Tag darauf kommt die historische Dampflok mit mehreren Waggons in der Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim) an.

7000 Besucher in Leipzig
Die rollende Ausstellung erinnert anhand einzelner Schicksale an Kinder und Jugendliche, die zwischen 1940 bis 1945 in Vernichtungslager verschleppt und ermordet wurden. In Dresden blieb der Zug einen Tag länger stehen, weil der Andrang der Besucher so groß war. Allein in Leipzig kamen 7000 Menschen. Erste Station war der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main. Am Ende der Fahrt wird der Zug rund 10 000 Schienenkilometer zurückgelegt haben. Auf seiner Rückreise macht er am 14. und 15. auch in Chemnitz halt. Der Stopp kam zusätzlich ins Programm.

Verantwortung gegen rechts
„Der „Zug der Erinnerung“ ruft uns ins Bewusstsein, welche Verantwortung jeder Einzelne im Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit trägt“, sagte SPD-Chef und Wirtschaftsminister Thomas Jurk nach dem Besuch der Dokumentation in Bautzen. Jeder könne in seinem Umfeld etwas zu tun, um ein deutliches Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Fremdenfeindliche Übergriffe wie jüngst der Brandanschlag auf polnische Erntehelfer bei Querfurt fänden mitten in der Gesellschaft statt und würden eine geschlossene Reaktion erfordern. „Wer wegsieht und -hört macht sich mitschuldig“, erklärte Jurk in einer Mitteilung.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass sich rechtsextreme Strukturen in Sachsen weiter festigen und jungen Menschen von fremdenfeindlichem Gedankengut vereinnahmt werden“, fügte SPD-Fraktionschef Martin Dulig hinzu. Er erwähnte zugleich das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“. Seit 2005 seien mehr als 350 Projekte mit knapp sechs Millionen Euro Fördermitteln unterstützt worden. (dpa/mb)

Lausitzer Rundschau 03/05/08
 

Zug der Erinnerung“ macht in Görlitz Station

Görlitz. Der „Zug der Erinnerung“ – eine Ausstellung über die Verschleppung und Ermordung von Kindern und Jugendlichen zwischen 1940 und 1945 – ist auf dem Görlitzer Bahnhof angekommen.

Bundesweit habe die Aktion eine große Anteilnahme am Schicksal deportierter Kinder während des Nationalsozialismus ausgelöst, sagte der Vorstandssprecher der Initiative, Hans-Rüdiger Minow, gestern. „Der Zug ist Katalysator.“ Bis Montag macht er in Görlitz Station.
Ursprünglich sollte Görlitz der letzte Ort der Ausstellung in Deutschland sein. Mit etwa 100 Reisenden, darunter 70 Jugendliche, wird der Zug am Mittwoch die Grenze nach Polen überqueren. Noch am gleichen Tag soll er nach einem Zwischenhalt in Wroclaw (Breslau) in Auschwitz (Oswiecim) eintreffen. In der Gedenkstätte des Konzentrationslagers werden Lebenszeugnisse der deportierten Kinder und Jugendlichen am 8. Mai symbolisch niedergelegt.
Seit Fahrtbeginn im November 2007 haben bereits rund 225 000 Besucher die mobile Schau gesehen. Der Gedenkzug war in Frankfurt/Main gestartet. Die Wanderschau in zwei Eisenbahnwaggons hat bislang auf 62 Bahnhöfen einen Halt eingelegt. (dpa/ta)

Lausitzer Rundschau 05/05/08
 

Botschaft des Lebens

Keine gewöhnliche Gedenkstättenfahrt: Mit dem »Zug der Erinnerung« unterwegs

Von Sabine Funder

Der »Zug der Erinnerung« ist am Pfingstwochenende wieder in die Bundesrepublik zurückgekehrt. In der vergangenen Woche war die mobile Ausstellung über die Deporta­tion von zumeist jüdischen Kindern und Jugendlichen in die Vernichtungslager des Hitlerfaschismus von Görlitz/Zgorzelec über Wroclaw nach Auschwitz gefahren, an jenen Ort, der synonym steht für einen der dunkelsten Punkte der Menschheitsgeschichte. Mit an Bord: mehr als 60 Jugendliche aus über 50 Städten, zumeist Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet. Allesamt sind sie »Spurensucher«. Während der »Zug der Erinnerung« in den letzten sieben Monaten in Deutschland unterwegs war, haben die Jugendlichen in Projekten Informationen über die jüngsten Opfer des größten Massenverbrechens in der Geschichte der Menschheit zusammengetragen, deren Biographien meist nur durch solche mühevolle Arbeit zu einem für die Nachwelt erinnerlichen Bild zusammengefügt werden konnten.

Die Fahrt in die Vergangenheit, die wir in zwei Waggons, die an die Ausstellungswagen angehängt wurden, antreten, ist jedoch keine gewöhnliche Gedenkstättenfahrt. Zu gut haben sich die Teilnehmer auf die kommenden Tage vorbereitet, als daß das vergleichsweise simple Gefühl einer Klassenfahrt aufkommen könnte.

Das Medieninteresse ist beinahe überwältigend; schon bevor der Zug in Oswiecim einrollt, begleiten uns zahlreiche Fernsehteams, manche dezent im Hintergrund, Rücksicht nehmend auf die Gefühle der Kinder und Jugendlichen, die größtenteils zum ersten Mal in der Gedenkstätte sind, andere halten ihre Kameras forsch in die gesenkten Gesichter, erpicht darauf, auch ja jede Einzelheit der Bedrückung filmisch einzufangen. Und doch sagen die Kinder, wie wichtig es ist, daß von ihrer Fahrt berichtet wird, damit das Geschehene niemals in Vergessenheit gerate.

Die Schülerinnen und Schüler, die hier im Mittelpunkt medialen Interesses stehen, sind mit einer Vielzahl von Motivationen, teilweise auch Ängsten zu dieser Fahrt gekommen. Peter Zinke zum Beispiel, ein 16jähriger Azubi aus dem Ruhrpott, wurde von seinen Freunden eine »Gute Fahrt« gewünscht, woraufhin er entgegnete, er habe »5000 Millionen Gefühle darüber, nach Auschwitz zu fahren.« Eine »Gute Fahrt« als Abschiedsgruß könnte kaum oberflächlicher dahingesagt werden, so Peter. Monique Maack, 17, Schülerin aus Lüneburg, hat die Ausstellung selbst noch gar »nicht richtig« gesehen. Als Mitglied der »Falken« war sie daheim damit beschäftigt, Flyer zu verteilen und in verschiedenen Schulen auf den Erinnerungszug aufmerksam zu machen. Sie war bereits einmal in Buchenwald – eine »total bedrückende Erfahrung«.

Swetlana Ebert, Lehrerin in Berlin-Hohenschönhausen, engagiert sich seit Jahren dafür, daß ihren Schülern das Thema deutscher Faschismus auf verständliche und emotional faßbare Art nähergebracht wird. In der 5. Klassenstufe bietet sie den Zehn- und Elfjährigen an, das Buch »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl« zu lesen. Im Rahmen dieser Lektüre hat sie mit ihrer Klasse den »Zug der Erinnerung« in Berlin besucht, und die Briefe, die die Klasse im Anschluß an diesen Ausstellungsbesuch an die ermordeten Kinder geschrieben hat, schickte sie weiter an die Organisatoren der Fahrt ins Nachbarland, woraufhin vier ihrer Schüler eingeladen wurden, den Zug zu begleiten. In Auschwitz gab es für sie und die anderen Kinder eine gesonderte Führung – altersgerecht haben sie, in Anlehnung an den »Kleinen Prinzen«, versucht, die schrecklichen Bilder in Auschwitz »mit dem Herzen zu sehen«. Als dann sie selbst, nicht die Kinder, in Tränen ausbrach, kam eines der Kinder auf sie zu: »Hier, Frau Ebert, da hast du ein Taschentuch.«

Als wir uns am 8. Mai nach der Gedenkveranstaltung in einem weiteren Schweigemarsch auf den Weg zum Lager Birkenau machen, um dort die sogenannte »Kinderbaracke« zu besichtigen, werden wir mehr als ungastlich empfangen: Auf dem Parkplatz filmt uns eine Gruppe von Neonazis, bekleidet mit szenetypischen Thor-Steinar-Jacken. Ihr Auto mit Dresdener Kennzeichen weist auch die Zahl »88« auf, die bei Neonazis als Code für »Heil Hitler« steht. Aber auch wenn wir in diesem Moment einer direkten Konfrontation aus dem Weg gegangen sind – nicht zuletzt, um die Kinder unserer Gruppe nicht in eine womöglich gefährliche Situation zu bringen –, zeigt uns dies, daß die Fahrt mit dem »Zug der Erinnerung« keineswegs nur eine Fahrt in die Vergangenheit ist, sondern von eminenter Bedeutung für unser Hier und Jetzt. Von einer »Botschaft des Lebens« sprach die Gymnasiastin Luise Rauer aus Berlin bei der Gedenkveranstaltung. Es mag ein oft zitierter Satz sein, und doch drängt er sich nach einem Besuch im Stammlager Auschwitz, wo er den Eingang zur Ausstellung über die Vernichtung der Juden markiert, bis ins Innerste: Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist verdammt, sie zu wiederholen.

jungewelt.de 13/05/08
 
 
 
 
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