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Einatmen, schnüffeln, erfahren.
Schnuppern Sie rein.
 

 

Lonsdale

 
 
 

MARKE IM ZWIELICHT

Auszug aus einer Pressemitteilung des Augen auf e.V. Oberlausitz vom 23.03.2006:

Zur aktuellen Debatte über LONSDALE erklärt der langjährige Partner der Firma – der Augen auf e.V. Oberlausitz:

Quelle verbannt LONSDALE-Kleidung + Lieblingsmarke der Nazis gekündigt + Initiative der Jusos zeigt Wirkung + LONSDALE wird von Rechtsradikalen bevorzugt + Quelle handelt gegen Rechts + Vollidioten tragen LONSDALE – Schlagzeilen der letzten Tage welche nicht auf unsere Zustimmung stoßen. Warum?

Im Jahr 2000 haben sich in der Oberlausitz engagierte Menschen gefunden, die keine Lust hatten in einer national befreiten Zone zu leben und haben ein großes politisches Kulturfestival organisiert. Auf der Suche nach Sponsoren wurde auch LONSDALE angesprochen mit dem Hinweis doch was dagegen zu tun, dass das Firmenlogo von den Neonazis umgedeutet wird und LONSDALE einen Ruf als Nazi-Marke hat.

LONSDALE verstand und unterstützte in großem Umfang unser Festival. Dabei blieb es allerdings nicht – mittlerweile war LONSDALE bei 4 Festivals, unzähligen Konzerttouren, unseren Kinospots „Couragierte Bilder“ und anderen Aktionen von „Augen auf – Zivilcourage zeigen“ als Partner mit dabei. Kontinuierlich stattete LONSDALE die Initiative mit Materialien aus, über deren Verkauf wir unsere vielen Projekte teilfinanzieren können.

Europaweit wurde auf tausenden T-Shirt - Beilegern, auf der Homepage oder im Katalog unsere Website beworben, Buttons, Banner, T-Shirt Serien wie „contro il razzismo“ oder „hören – sehen - maul auf“ wurden produziert und vertrieben. Unzählige gemeinsame Presseinterviews wurden gegeben – auch dieser gemeinsamen, intensiven Öffentlichkeitsarbeit verdankt die Marke „Augen auf“ ihre Popularität.

Im Jahr 2003 für uns dann der Höhepunkt: LONSDALE startete eine eigene, durch die Zusammenarbeit angeregte antirassistische Kampagne mit dem Slogan „LONSDALE loves all colours“. Spätestens da war uns klar, dass unsere Partnerschaft unerwartete Früchte trägt, dass Aufklärung mehr bringt als Boykott!

Die Firma Punch GmbH aus Neuss hat sich über Jahre hinweg dem Imageproblem als Nazimarke gestellt. Ob es genug war sei dahingestellt, andere Firmen mit ähnlichen Imageproblemen reagieren allerdings gar nicht. Für „Augen auf“ hat die Zusammenarbeit nicht nur finanziell einen Gewinn gebracht – die gegenseitige gemeinsame Präsentation sorgt immer für Gesprächsstoff und schafft Öffentlichkeit für unsere Projekte.

In der Oberlausitz tragen die Neonazis schon lange kein LONSDALE mehr. „Augen auf – Zivilcourage zeigen“ freut sich auf weitere Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern von LONSDALE und der Punch GmbH in Neuss.
 

Alles Nazis, oder was?

Die Marketingstrategie der Neusser Firma Punch, die in Deutschland die Sportbekleidung der britischen Marke Lonsdale vertreibt, erscheint auf den ersten Blick äußerst ungewöhnlich: Lonsdale setzt alles daran, sich von seiner treuen Stammkundschaft zu distanzieren. Verrückt? Nein. Lonsdale bleibt gar nichts anderes übrig.

Die Kapuzenpullover und T-Shirts des Herstellers sind aufgrund eines Zufalls ausgerechnet für Nazi-Skinheads und andere rechtsradikale Gruppierungen attraktiv. Unter einer offenen Jacke getragen ist von dem Markenschriftzug, der auf den Familiennamen eines englischen Lords zurückgeht, nur noch die Buchstabenfolge "NSDA" zu lesen. Da der Name rechtlich geschützt ist und genau genommen ja das "P" fehlt, das die verbotene Abkürzung der "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" komplettieren würde, können die "markenbewussten" Rechten deswegen nicht belangt werden. Zusammen mit Bomberjacke, Springerstiefeln und aufgekrempelten Jeanshosen bildete das Lonsdale-Sweatshirt das klassische Erkennungsoutfit deutscher Skinheads.

In Medienberichten, antifaschistischen Internet-Foren und in Informationsbroschüren des Verfassungsschutzes wurde seit Mitte der neunziger Jahre wiederholt auf das Phänomen hingewiesen. Anfangs nahm Lonsdale das Problem auf die leichte Schulter und hielt "totschweigen" für die sinnvollste Reaktion.
 
Dies zu überdenken wurde der Firma im Jahr 2000 von den Mitgliedern der gerade gegründeten Initiative "Augen auf - Zivilcourage zeigen" angetragen. In der sächsischen Oberlausitz wollten diese ein 3-tägiges Kulturfestival organisieren und man setzte sich mit dem deutschen Lizenznehmer von LONSDALE in Verbindung und forderte Unterstützung für das Engagement gegen rechte Umtriebe.

LONSDALE wurde überzeugt und ist seitdem Partner von "Augen auf" - als erstes gab es finanzielle Unterstützung und eine holländische Musikgruppe für das Festival sowie Augen auf/LONSDALE T-Shirts für alle ehrenamtlichen Helfer. Und das waren eine Menge.
Dabei blieb es aber nicht. LONSDALE hat uns bei den meisten unserer Aktionen unterstützt und von den Augen auf/LONSDALE T-Shirts gibt es schon einige Kollektionen. Mit dem Verkauf dieser Shirts, Buttons, Poster oder Schlüsselanhänger am Infotisch von "Augen auf" werden dann die Projekte finanziert. Zumindest teilweise.

Im Laufe der Jahre wurde europaweit die Partnerschaft von Augen auf und LONSDALE beworben und so bekamen es auch irgendwann einige Nazis mit - in einschlägigen Foren wurde sich das Maul über LONSDALE zerfetzt, man kauft dann doch lieber "echte" Nazimarken, in Zittau haben sie sogar bei einem Treffen ihre LONSDALE-Klamotten verbrannt und wir erinnern uns genüßlich an den 12jährigen Möchtegernnazi, der von seinen Kameraden wieder zu unserem Infostand geschickt wurde, weil er einen LONSDALE-Button gekauft hatte. Der Slogan "Say no to rasism" war dann wohl zu undeutsch und ihm nicht geläufig gewesen. In diesem Fall - Umtausch ausgeschlossen! Sogar als Verräter wurde LONSDALE wegen dem Engagement an der Seite von "Augen auf" beschimpft, was die Verantwortlichen nicht weiter grämt, da man auf die Kameradschaft mit den irrsinnig phantasievollen Logoumdeutern nun wirklich keinen Wert legt.
 
2003 startete LONSDALE dann eine eigene antirassistische Kampagne mit dem Slogan "LONSDALE loves all colours" und zog mit prominenter Unterstützung und einem enormen Werbeaufwand in den Feldzug für ein besseres Image. Man kündigte Deutschlandweit fast 20 Händlern die zum Dunstkreis der rechten Szene gehörten und führte Probeverkäufe bei den eigenen Kunden durch. Und LONSDALE ist mittlerweile mit großer Hingabe Partner des Christopher Street Day in Köln.

Dies macht deutlich, dass die Mitarbeiter der Firma Punch in Neuss keine Lust auf ein rechtes Image haben. Man will Sport- und Freizeitkleidung verkaufen und sich nicht von Rechts vereinnahmen lassen. Die 50 Mitarbeiter des Unternehmens gehören 12 verschiedenen Nationen an. Der Geschäftsführer ist Holländer, sein Stellvertreter chinesischer Herkunft. Da ist es doch seltsam, wenn Ausländerfeinde hier ihre Kleidung kaufen - findest du nicht?

 
Mittlerweile gibt es eine starke Entwicklung im rechten Milieu: Es ist vorbei mit dem Abgrenzungsimage, das die rechten Marken noch vor wenigen Jahren umgeben hat. Der leger-poppige Neonazi, vom klassischen Skinheadlook längst weit entfernt bestimmt die Szene. Es gibt kaum noch Berührungsängste anderer Szenegänger mit rechter Symbolik. Viele Neonazis sind nicht mehr als solche zu erkennen: Sie fallen kaum noch auf. Wenn heute ein Hardcore-Fan Neonazi wird, dann schneidet er sich nicht mehr den Ziegenbart ab und die Piercings bleiben. Die modischen Codes werden ohne Scheu gemischt.

Auch auf den Katalogseiten der "Blood & Honour"-Nachfolge-Versände ist dieser Trend zu erkennen: Hier rekeln sich waschblonde Girlies in Bauchtanzpose; die deutsche Frau trägt keine Bluse, sondern knappe Tops mit fliegenden 8-Balls Billardkugeln. Übers Internet gibt es Kleidung für die ganze Nazifamilie: Die lieben Wikingerkinder tragen Streifenpolo mit Runenzeichen, die Mutti, ganz poppige Rechtsrockerin von heute, schmückt ein knappes "Skingirl"-Top und der Herr Vater mischt accessoiresicher seine Herrenrassenkleidung per runenbesticktem Baseballcap auf.
Beim Musik- und Bekleidungsversand "Endzeit" heißt es zum Thema Unternehmensphilosophie: "Als erstes bieten wir euch eine Produktlinie mit einem dezenten Bruststick, was eine gewisse Art von "Gesellschaftsfähigkeit" gewährleistet." Nazistyle goes Mainstream.

Mit legal erworbenen Marktanteilen etabliert sich die rechte Konsumgesellschaft nicht nur in der Warenwelt. Man verdient gut an seiner "modebewußten" rechten Kundschaft. Das der Großteil der Waren in der Türkei, Polen oder gar in Asien produziert wird, um den Gewinn zu maximieren, verschweigt man dann doch lieber.

Wir sagen Augen auf - beim Klamottenkauf!
 

Es gibt einige Leute, die sich mit dieser Entwicklung kritisch auseinandersetzen. Informationen zu Kampagnen, Vorträgen, Hintergrundwissen erhält man unter folgenden Links:

http://www.stop-thorsteinar.de.vu/

http://www.stoppnazilaeden.de.vu/

http://www.apabiz.de/

www.du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de
 

 
 
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